Lernen mit Freude und Erfolg
Für das Schwimmenlernen kommen theoretisch verschiedene Schwimmstile infrage. Das Brustschwimmen bietet dabei entscheidende Vorteile.
Die Presseinformation der DLRG Bayern vom 05.08.2025:
Schwimmen lernen ist über-lebenswichtig – Warum Brustschwimmen noch immer der bessere Einstieg ist
Ende Juli haben die Fünfjährigen in den Kindergärten Gutscheine für einen Schwimmkurs erhalten. Der Freistaat Bayern bezuschusst damit einen Schwimmkurs mit 50 Euro. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, empfiehlt den Eltern, jetzt zeitnah einem Schwimmkurs zu buchen, denn die Gutscheine gelten nur ein Jahr lang.Die DLRG sagt: Schwimmen ist nicht nur eine sportliche Fähigkeit, sondern über-lebens wichtig. Die DLRG will deshalb, dass möglichst alle Kinder frühzeitig schwimmen lernen.
Zuerst Brust- oder Kraulschwimmen?
„Immer wieder einmal wird empfohlen, Kindern als erste Schwimmart das Kraulen beizubringen. Der Bewegungsablauf des Kraulens sei für viele Kinder intuitiver und näher an natürlichen Bewegungsmustern wie dem Strampeln oder Paddeln. In der Theorie klingt dieser Ansatz zunächst schlüssig – doch in der Praxis zeigt sich, dass dafür erst einige hohe Hürden überwunden werden müssten.Deshalb spricht vieles dafür, dass Kinder zuerst das Brustschwimmen erlernen sollten.”erklärt Patrick Sinzinger, Leiter Ausbildung der DLRG Bayern.
Die bundesweit einheitliche “Deutsche Prüfungsordnung Schwimmen – Retten - Tauchen” schreibt für die Anfängerschwimmausbildung keinen Schwimmstil explizit vor.
Angstfrei schwimmen lernen
Viele Kinder haben Angst, den Kopf ins Wasser zu tauchen. Gerade für Schwimmanfänger ist dies eine große Überwindung. Das Kraulschwimmen erfordertjedoch genau das: Der Kopf muss regelmäßig ins Wasser geführt werden, um die richtige Atemtechnik und Wasserlage zu erlernen. Kinder, die hier Ängste haben, werden schnell überfordert – ein Rückschritt, der dem Ziel der Schwimmausbildung entgegenstehen würde.
Das Brustschwimmen bietet hier entscheidende Vorteile: Es ermöglicht den Lernenden, den Kopf über Wasser zu halten. Diese scheinbare Kleinigkeit gibt insbesondere ängstlichen Kindern ein stärkeres Gefühl von Sicherheit und Kontrolle im Wasser – ein psychologischer Vorteil, der nicht unterschätzt werden darf.Andererseits ist der Bewegungsablauf technisch anspruchsvoller und für Kinder zunächst weniger natürlich als beim Kraulen.
Brustschwimmen ist niederschwellig
Gerade in Zeiten wachsender Migration ist es wichtiger denn je, Kinder unabhängig ihrer Herkunft und Vorerfahrungen sicher ans Wasser heranzuführen. Ein didaktisch durchdachter Einstieg über das Brustschwimmen kann hier einen niedrigschwelligen Zugang schaffen. Viele Kinder erleben Schwimmunterricht nicht nur als sportliche Herausforderung, sondern auch als kulturell neues Terrain. Hier ist es wichtig, auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen – und Wassergewöhnung als festen Bestandteil der Ausbildung zu begreifen.
Sicherheit geht vor
Ein zentrales Ziel der Schwimmausbildung ist die Fähigkeit, sich im Wasser sicher zu bewegen. Brustschwimmen bietet hier klare Vorteile: Die Sicht nach vorne ermöglicht eine bessere Orientierung, die ruhige Wasserlage vermittelt Sicherheit, und die Bewegungsabläufe sind leichter zu kontrollieren. Für Kinder, die sich noch unsicher im Wasser fühlen, ist das Brustschwimmen ein verlässlicher Begleiter auf dem Weg zur Wassersicherheit.
Brustschwimmen leichter vermittelbar
Auch für die Schwimmlehrer hat das Erlernen des Brustschwimmens als erste Technik deutliche Vorteile. Der Bewegungsablauf lässt sich außerhalb des Beckens deutlich einfacher demonstrieren. Mithilfe von Schwimmbrettern und gezielten Übungen – wie etwa das Übenschon am Beckenrand zur Übung des Brustbeinschlags – können Kinder behutsam an die Bewegungskoordination herangeführt werden. Dieser strukturierte Zugang erlaubt es, Kinder Schritt für Schritt mit dem Wasser vertraut zu machen und ihre Sicherheit systematisch zu erhöhen.
Überschaubarer Zeitaufwand
Rund die Hälfte der Kinder in einem Anfängerkurs erreicht nach zehn Unterrichtseinheiten in der Methode des Brustschwimmens das begehrte Abzeichen Seepferdchen, also 25 Meter selbständiges Schwimmen.Nach der Einschätzung derLeitung Ausbildungder DLRG Bayern wäre dafür in der Methode des Kraulschwimmens ein vielfach größerer Zeitaufwand nötig.
Für eine langfristig effiziente Schwimmtechnik
In der Praxis zeigt sich zudem ein interessanter Effekt: Kinder, die zuerst das Kraulschwimmen erlernen, tun sich später oft schwer mit dem Erlernen des Brustbeinschlags. Häufig lässt sich dann ein Mischstil beobachten: Die Armbewegung ähnelt der des Brustschwimmens, die Beinbewegung hingegen übernimmt Elemente des Kraulens – den sogenannten Ristschlag. Das Ergebnis ist eine ineffiziente Schwimmtechnik, die weder beim Schwimmen in der Schule noch beim Retten eines Menschen hilfreich ist.
Schwimmen als soziales Erlebnis
Schwimmen ist auch ein soziales Miteinander. „Besonders für Familien ist das gemeinsame Schwimmen ein wertvoller Bestandteil des Alltags. Beim Brustschwimmen können Eltern und Kinder leichter miteinander kommunizieren, sich gegenseitig beobachten und unterstützen. Die gemeinsame Zeit im Wasser stärkt nicht nur die Schwimmfähigkeiten, sondern auch die familiären Bindungen.“ erklärt Schwimmausbilder Dominik Schneider.Beim Kraulschwimmen hingegen ist die Kommunikation erschwert, da der Kopf meist unter Wasser ist und die Bewegungen schneller und technischer sind. Für das gemeinsame Schwimmen im Freizeitbad oder am See ist das Brustschwimmen daher deutlich besser geeignet. Es fördert das Miteinander und macht das Schwimmen zu einem Erlebnis für die ganze Familie.
Fazit: Kinder da abholen, wo sie stehen
Florian Stiebler, Schwimmausbilder bei der DLRG und von Beruf Sportlehrer in Passau, erklärt: “Die Schwimmausbildung sollte sich weniger an einem einseitigen theoretischen Ideal als vielmehr an den realen Bedingungen und Bedürfnissen der Kinder und ihren Erfolgserlebnissen orientieren. Das bedeutet auch, den Schwimmlehrern genug Freiraum zu lassen, die passenden Methoden für die jeweilige Lerngruppe zu wählen. Für viele Schulen bedeutet das: Brustschwimmen zuerst – weil es Sicherheit gibt, klare Lernschritte erlaubt und nachhaltiger wirkt. Eine abgestufte Ausbildung – zuerst Brustschwimmen, dann Kraulschwimmen – entspricht den natürlichen Lernprozessen und führt langfristig zu besseren Schwimmfähigkeiten.
Dr. Manuel Friedrich, Präsident der DLRG Bayern, fasst zusammen: “Erst wenn Kinder sich sicher im Wasser bewegen können, sollte das Kraulschwimmen als nächster Entwicklungsschritt folgen. Es bietet sportliche Herausforderungen und fördert die Ausdauer, ist aber für Anfänger in Deutschland nicht zu empfehlen. Gemeinsam mit dem Deutschen Schwimm-Verband empfiehlt die DLRG aber, nach dem Brustschwimmen möglichst bald andere Schwimmstile wie das Kraulen zu erlernen.”
Über die DLRG
Mit über 1,9 Millionen Mitgliedern und Förderern ist die DLRG weltweit die größte Organisation der Wasserrettung. Mehr: https://dlrg.de
Über die DLRG Bayern
Die DLRG hat in Bayern rund 220.000 Mitglieder und Förderer. Wir geben Hinweise zur Sicherheit am und im Wasser und bilden jährlich über 30.000 Menschen im Schwimmen und Retten aus. Ein Netz von Rettungsstationen, Schnell-Einsatz-Gruppen und Wasserrettungszügen ermöglicht jederzeit kompetente Hilfe. Die gesamte Arbeit wird vom Ehrenamt getragen, in über 100 Ortsgliederungen. Jährlich leistet die DLRG Bayern rund 1 Million ehrenamtliche Stunden. Die Einsatzkräfte der DLRG sind Tag und Nacht - an jedem Tag im Jahr - bereit, um im Notfall wirksam Hilfe zu leisten. Mehr: https://bayern.dlrg.de
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
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